A u f g e f u n d e n

 

 

 

Eine

Dichtung

von Michael Stoll

 

 

 

 

 

 

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Morgen-grauen, zart das aufsteigende Licht am Horizont; --- Kühle am Morgen, der

Körper -- gestrafft, folgend innerer Er-wartung.

 

Erhebung, Beginn des Gehens; --- Veränderung des Raumes.

Wendung des Blickes.

Gleich-mäßiger Puls, Schlag des Herzens.

Finsternis.

 

Gehetzter Schritt; ---Begleitung mit bangem Singen.

Müdigkeit.

Weit, --- ein Abstand?

 

Ein Mann am Boden, fleckiges Gesicht, Hut, bunte Feder, Silben ausstoßend.

 

Harter Stein unter Füßen, Sitzen auf einer Bank,

Schultern - Zusammen - Ziehen, Kopf - Senken, Blicken zwischen Füße.

Warten.

Bleiben.

 

D-Ort --- Ver-trauen ge-borgen.

D-Ort --- Klarheit des Blickes.

 

Durch-lässig --- empfängnis-bereit.

Keim-en-des.

Kommen in-wendiger Stimme.

Welt-er-weckung --- Schlafen des Märchens.

 

Schlüssel-loch --- rechtes Wort, Vorbote der schlüssel-haften-den Handlung.

Der Tritt der Schwelle fordert ganz, hinüber gleitet die weibliche Gestalt.

Eintritt --- un-ab-gelenkt, zartes Fußen.

 

Leib --- tanzende Silhouette.

Laufend in der großen, gläsernen Kugel be-schwingt.

Blick in All-Regung.

 

Wissen des abgesprungenen Sterns --- Leuchte der An-schau.

In der Ge-worfenheit --- An-Sicht des ver-rückten Schneiders, ösen-los fuchtelnd mit

silbernen Faden .

 

Geschehnis --- Spiegel höchster Will-kür.

 

Schnee-flocken, dicht und schwer im Fall.

Tee auf dem Tisch, Kuß auf die Wange.

Gang auf den Straßen.

 

Bewegungen der schnell ein-packenden Hände.

Töne der schnellen Ver-ab-redung.

Zucken der Ängst-lich-keit, der Wohn-heit in Über-tragen-em.

 

Der Fels, das Wiegen des Feldgrases vor dem Sommer-schnitt, das Schmecken der Nuß

und des Apfels.

 

Wort, lebendiger Schleier, in die Welt ein-webend.

 

Eis gebricht, ge-waltiges Tosen auf ge-frorener See.

Kraft ent-strömt in tausender Macht; --- es fließt, fließt ...

 

Ge-spannter Bogen --- Körper, er-wacht zur Saat.

 

Ahnung --- groß und un-be-wortet:

 

Aus-gehölt, leer und er-brochen --- das Gerüst nicht mehr zu halten.

 

Und über die Ge-mächte geht in fertiger Leichte der Wind.

 

Tief der Schlund --- Zart-sein meiselt.

Ton des Ruhigen --- Ein-holen die Ent-faltete.

Schal-heit --- Schalen-bezogen-heit.

 

Hell der Morgen.

Kräfte des Trieb-es --- heil-ig, um-zaubernd schabracken-es Leben .

 

Ge-Heilig-t --- Phallus!

Ge-Heilig-t --- Vagina!

Teil --- Blick in Himmel entzündent.

 

Heiliger Morgen, ge-heiligte Natur --- Mensch.

 

Vogel - Gesang ins Offene, Weite --- An-blauen des Himmels.

 

Plan w i r d .

 

Schönheit --- Libelles Doppel-schlag in der Sonne über Wasser des Weiher.

Schönheit --- Libelles zuckendes Auf-fliegen, gleich dem Klatschen der Mönche.

 

Ver-borgener Grund, auf dem S i n g e n an-klingt.

 

Hilfs-register und Stütz-welten.

 

Nacht ist; Er-lichten --- nicht.

 

An-maßung von Red-lich-keit --- Zer-würfnis Gebilde schmiedent.

 

Vor-sichtig Ordnung hinter zer-brökelndem Putz auf-spüren, den

Putz abschlagen, nacktes Mauerwerk unter-suchen, Stein für Stein

be-trachten, Mörtel ab-schaben, Steine lockern, in Klein-Arbeit, müh -

s e l i g e r ...

 

Die Arbeit an der Musik --- wesentlich.

Die Arbeit am Wert der Rede --- wesentlich ---

 

Um-biegung der Ein - deutigkeit.

 

Fließen der Wasser, helles Licht, Summen, Lauschen, Freude, Hoffnung.

Zu-fahrt hinter gläsernen See und ruhigen Tannen.

 

Detros´de nombre hay lo que no se nombra ...

 

Lauf in den Frühling. Rascheln der noch hängenden Alt-Blätter.

 

Gefrorene Krume - gedüngte Wiesen; warmer Gruß am Straßengraben.

Schwenken der Arme, - dem Wärmeren ent-gegen.

 

D-ort, - der See schweigt, Er-schütterungen An-blick gibt.

D-ort, - das Er-wachen der Natur un-ab-gelenkt.

D-ort; - die Hingabe, lang Er-sehnte.

D-ort; - der Raum, offen und un-ver-dorben.

 

Un-gebrochen das weite Tal und der silberne Fluß und die strahlende Sonne;

un-gebrochen und ein-ladent zum großen Flug --- über alle Brüche hinweg,

Erschütterungen, Mahnungen abgestürzter Donner-geschoße.

 

Tief ver-borgen --- Auferstandener, heimat-licher Mensch, von der

ur-ent-sprungenen Musik be-schenkt, die Du schenkend weiter-reichst.

 

Augen-Blick nimmt Anfang.

Tief in Seele west Helligkeit, weiter Raum, klarer Klang des Sagens das Ohr ver-nimmt,

in Wärme ver-wandelt deine Haut die meine berührt.

Klang des Ge-sagten zum Herz-ton wird, der anfängt im Schneller-werden des

Bewegten mit-zu-gehen und die heil-ige Handlung sucht über Wort und Berührung.

 

Der Raum ist weit, hell und licht --- Wund-male beginnen ihre Narben zu ver-lieren, das

Auf-steigende hat die Wandlung errungen.

 

Ganz ist das Korn ge-borgen und ganz wird Frucht aus dem Schoß des Erdens; --- ganz

und ganz ver-eint werden wir.

 

Die Sonne geht ---, rötlich und stark ihre Strahlen über dem West-Horizont.

 

Kein Wort ohne un-geformten Raum.

Kein Leben ohne bereite-te Sicht.

Kein Morgen ohne die Gewißheit aufsteigenden Tuns.

 

Räume öffnen sich in Dunkelheiten.

Arbeit hat Sinn vor Offen-barung.

 

Ganz ---, um bereit zu sein, zu gehen.

 

Alles auf-geben, was Halt war.

 

Betend zart und ge-öffnet --- , um nicht im Sturm ver-fangener Strauch-ball, wesen-los

und ver-irrt, sein.

 

Geflecht mit langsam bewegten Herzen.

Dem Fleisch, den Nägeln, der Faser, der Sehne, dem sich wölbenden Mutterbauch, dem

Kopfschlagen des frischgeborenen Lammes.

 

Weiher sind un-entdeckt.

 

Mit dem Ab-fall der Schalen wird Schön-heit an-sichtig.

 

Die Blüte der Zeit --- Er-fordernis des Um-schaffens.

 

Heimführen .

 

Leid --- Er-freites; um-lenken in Ströme der Ge-faßt-heit.

 

Wo ist sie, die Be-weg-lich-keit?

 

Opfer, empfangendes Opfer, wie ein Blatt, welk und röst ge-worfen, auf

dem Weg von Fuß-tritten auf-ge-wirbelt und in den Winkeln im Wald von

der durch-strahlenden Sonne bis-weilen be-schienen; ab-hängig und Blatt. --

 

D-ort aus starren Zweig --- weiße Blüten.

 

Un-scheinbares Holz der Geige --- Musik ver-wandelt.

 

Im Ge-zweig --- der Tropfen ver-fangen, nicht ge-fangen;

er fällt in Tiefe zur rechten Zeit.

 

Die Sonne in Zeit --- gibt Auftrag des Glühens.

 

Un-berechenbar --- Mit-vollziehen des Windes.

Bewegung, ge-richtet, ge-lenkt --- Stätte der Be-währung im Fluß.

 

Be-nutzen von Ge-gebenheit ohne Eigen-Nutzen.

 

All-es Klang-Körper.

 

Hoch-zeit des Eigen, wo Zentrum das Herz.

Hoch-zeit der Eignung, wo Handlung vom Herz ge-führt.

Hoch-zeit der Ein-kehr, wo aus dem Zwispalt die Ein-heit erstarkt.

 

Ge-trieben von Wind-spur, allwärtig Seelen-leben --- Meisterin über

Gefertigtheit.

 

Kommende Zeit-alter --- freie Wendbarkeit.

 

Existenzen auf Grunde, aus Gründen.

 

Brot zum Sonnenauf-gang.

 

Musik-instrument zum Wehen des Windes.

 

Ruhe des blauen Sees.

 

Das Kreischen der Säge greift nicht an --- be-läßt Platz.

 

Stilles Lächeln.

 

Sachtes Führen.

 

Bei-sein; ----

 

Feier.

 

Tätiger aus Dehnung.

 

Ver-klärung l e b e n.

 

Stehen, im A u g e n b l i c k.

 

Mann, der in den Höhlen wohnt und rannte, rannte, rannte, der fragte

nach Brot und blieb stehen ---- ruhig vor der zarten Brot-frau.

 

Das Schwingen der Trommel, des Fells --- der Kreis auf den Wassern in der

Kraft der Er-schütterung.

 

Wirklich-keit s c h a f f end.

 

Immer wieder das Ab-fußen, das spürbare Formen des Ge-wordenen, den Fluß

an-halten, um die Kraft des Ge-wässers zu m e r k e n, diesem Bewußt-s e i n Gehalt

geben. So-dann der innere Raum, Raum verändert wird da-r-über. Immer geht es um

Ein-be-ziehung. Ziel ist die Nackt-heit, Form der Ge-geben-heit. Weiter-sicht ist im

Ver-trauen nicht not. Kern-Sein ist be-kennendes Sein. Klären der Gründe -

Warum-tätig-sein. Alles be-wußte Tun ist symbolisches, ring-bilden-des Tun. Jeder

Schritt ohne An-dacht ist heil-los. Nur der Wind läßt die Kirsch-blüten auf-wärts fliegen.

Sage zum Sagen tragen.

 

Im Eigen-Sein ein Kosmos sein; Planet in der Welt - der andere Mensch als Person ein

Planet, als DU ein S t e r n weit, weit l e u c h t e n d.

 

Wie ge-schieht das ge-richtete Wort in solchem Be-wußt-sein des G a n z -

S e i n s ?

 

Wenn ICH dich fände in der Spiel-bereitschaft, der ver-sammelten Freude, der Planet

blühte und seinen Sternentanz mit der Be-geisterung auf-zu-führen ge-willt wäre, dann

bliebe der Dürre kein Aus-weg als den Strom der Be-netzung in sich zu nehmen und im

Ver-trauen auf Klärnis würden karste Fluß-land-schaften zu s-ich, zu ihrem Blühen

ge-raten.

 

Es wert sein ---. Dieses Leben so schätzen, daß es fühl-bar Sinn hat. Dies führt immer

mehr zur Ant-wort der W i d e r s p r u c h s g e l ö s t h e i t. Dies i s t , wenn ein-deutig

n i c h t s engt.

 

Es gibt nichts, was diesem absoluten Anspruch der Lösung der F o r m f r a g e , ge-mäße

Grenze des projezierten Be-wußt-seins, schon be-sitzt; alles ist Prozeß und reich die

Möglich-keit, so scheint es, an Fehl-griffen.

 

Es lebt und lebt und da-bei den Moment immer genauer, klarer sehen; den Moment der

Wendung, des Wider-standes, der Öffnung und formenden

S p u r e n s u c h e .

 

Es gibt nicht das Ab-solute, das Ab-solute wird, leuchtet ein und das Handeln ist der

Vor-gang des Öffnens für ein Her-ein-leuchten.

 

Die Auf-gabe ist der Tanz, die Freund-lichkeit und Maß der Strenge und Genau-Sicht,

dass D i c h t wird ohne D u r c h - F a l l.

 

Her-ein-fall der rechten Tat, des Tuns, was kein Über-fluß, sondern dem F l i e ß e n , der

Wandel-bewegung ent-spricht, was sich auf-löst, was den Raum, die Zeit rein-licht; ---

auf-geräumt und ge-ordnet ihren Rang der m i t t l e r e n S p h ä r e

zu-weist.

 

 

 

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